Die neue Generation des Premium-Kombis ist außen nun deutlich sportlicher und überzeugt zugleich im Fahrgastraum mit elegantem Wohlfühl-Ambiente
Elegant und zugleich sportlich kraftvoll, hochwertige Materialien und hervorragende Technik – so kommt der neue Audi A6 Avant. Der ist für Audi nicht irgendein Auto. Der A6 Avant ist seit vierzig Jahren ein Synonym für eine Geschäftslimousine mit Langstreckenqualität der Oberklasse. Seit 1999 sind 1,2 Millionen A6 gebaut worden; auch 2024 wurden 244.000 Fahrzeuge montiert.
Entsprechend sorgfältig sind hier die Designer am Werk gewesen, um neben dem vollelektrischen A6 e-tron auch die nächste Generation der Verbrennerlinie mit Premium-Qualitäten auf die Straße zu bringen. Wobei sich Audi die Sache selber schwerer gemacht hat durch eine die Kunden völlig verwirrende neue Typen-Nomenklatur. Die elektrischen Fahrzeuge sollten die geraden Zahlen tragen, die Verbrenner die ungeraden Zahlen. Aus dem A6 mit Verbrenner sollte deswegen der A7 werden, der A4 ist bereits seit vergangenen Jahr als A5 unterwegs.
Verstanden hat das niemand – weswegen der Audi-Vorstand im Februar dieser typischen Kopfgeburt vom Schreibtisch den Stecker gezogen hat. Freilich gibt es nun nebeneinander den neuen A6 Avant und den schon 2024 präsentierten vollelektrischen A6 Avant e-tron – letzterer freilich mit etwas anderem Design bei Karosserie und Innenraum. Ein Problem aber ist das wohl für niemanden. Probleme kann Audi aktuell sowieso nicht gebrauchen. Dazu haben sich zu viele Schwierigkeiten angehäuft – angefangen von dem wegen Software-Problemen lange verzögerten Produktionsstart des A6 e-tron bis hin zum wegbrechenden China-Geschäft oder hohen Rückstellungen wegen der Schließung des Brüsseler Montagewerks.
Deswegen hat der neue A6, dem neben dem Avant in Kürze auch eine Stufenheck-Limousine folgen wird, eine Menge Hoffnung auf bessere Zeiten im Gepäck. Wobei es vor allem auf den Avant ankommt, der wie der Vorgänger im Neckarsulmer Werk montiert wird. Denn 87 Prozent der Käufe entfallen in der EU auf den Kombi, in Deutschland sind es achtzig Prozent.
Der A6 Avant präsentiert sich deutlich verändert, mit harmonisch gerundeten Kurven statt wie bei der alten Generation mit vielen Sicken und unruhigen Kanten. Ganz viel Mühe gegeben haben sich die Designer mit möglichst aerodynamischen und sportlichen Konturen. Der breite, in Schwarz gehaltene, Singleframe-Kühlergrill ist deswegen tiefer gerückt worden – und die vier Ringe so weit nach oben, dass sich die Konturen in der Haube fortsetzen.
Die Fronthaube wirkt nun noch lang gestreckter und kraftvoller, auch durch die zwei langen Sicken. Unter den schmalen Scheinwerfern sitzen Lufteinlässe, die ebenfalls zur niedrigen Aerodynamik betragen und den Wagen noch sportlicher wirken lassen; vor allem in der S-Version, wo die Air Curtains noch üppiger ausfallen. Zum kraftvollen Eindruck tragen auch die ausgeprägten Flächen an den Radhäusern bei. Sehr elegant wirken dagegen die versenkten Türgriffe mit Berührungssensoren.
Das Dach des relativ flachen Fahrzeugs zieht sich in einer leicht abfallenden Linie zum prägnanten Heckspoiler. Und auch das Heckfenster fällt sehr schnell ab. Das ist besser für einen geringeren Windwiderstand, entschieden die Ingenieure - was sportlich attraktiv wirkt, nimmt dem Kombi aber ein wenig Stauraum. Herausgekommen ist jedenfalls der Avant mit den bislang besten Aerodynamik-Werten, betont Audi.
Insgesamt ist der A6 um sechs Zentimeter auf 4,99 Meter gewachsen, doch der Radstand von 2,93 Meter blieb gegenüber dem Vorgänger unverändert. Der Innenraum wird dominiert durch das hinterm Lenkrad fast schwebend angeordnete, große und leicht kurvige Panoramadisplay in OLED-Technologie. Neben dem 11,9 Zoll großen virtual cockpit hinterm Lenkrad sitzt ein 14,5 Zoll großes Touchdisplay über der Mittelkonsole. Auf haptische Schalter mit festgelegten Funktionen hat Audi fast komplett verzichtet. Sämtliche Funktionen werden über das Menu aufgerufen, was während des Fahrens durchaus zu Fehlgriffen und Ablenkung führen kann.
Gegen Aufpreis gibt es zudem ein 10,9 Zoll großes Display für die Beifahrer*innen, mit dem auch Navigationsinfos und Infotainment-Angebote aufgerufen werden können. Ein automatisch reagierender Privacy Mode verhindert, dass ablenkende Inhalte, zum Beispiel Videos, vom Fahrersitz aus während der Fahrt einsehbar sind.
Als Betriebssystem für das Infotainment kommt Android Automotive OS zum Einsatz, bei dem sämtliche Inhalte regelmäßig über Over-the-Air-Updates aktualisiert werden. Über den serienmäßigen Audi Application Store können Spotify, YouTube oder Nachrichtendienste direkt und ohne Umweg über ein Smartphone heruntergeladen werden.
Hochwertige und teilweise recycelte Materialien prägen das Interieur. Die sogenannte „Softwrap-Applikation“ verläuft von Tür zur Tür über die gesamte Schalttafelbreite und verbreitert den Innenraum optisch. Ohnehin gibt es viel Raum für alle Passagiere und hervorragende Sitze vorne und hinten.
Auch große Menschen sitzen vorne – unterstützt durch die ergonomischen Beinauflagen - bei langen Fahrten entspannt; auch hinten gibt es viel Knie- und Kopffreiheit. Besonders hohen Klimakomfort bietet die optionale Vier-Zonen-Klimaautomatik – jeweils getrennt für Fahrer, Beifahrer und die beiden Fondsitze einstellbar.
Der Kofferraum mit serienmäßig elektrischer Heckklappe, die per Fußbewegung öffnet und schließt, fasst 503 Liter. Werden die Rücksitzlehnen umgelegt, bietet der A6 Avant bis zu 1534 Liter Platz. Für Transporte angenehm sind die Verladeschienen und auch der sehr eckig gehaltene Übergang zu den Seiten. Durch die 1.050 Millimeter breite Öffnung können auch sehr breite Gegenstände gut verstaut werden.
Noch großzügiger und heller wirkt der Innenraum durch das elektrisch verdunkelbare Panorama-Glasdach, das gegen Aufpreis angeboten wird. Für ein tolles Hör-Erlebnis sorgt das Premium-Soundsystem mit 3D-Klang von Bang & Olufsen, bei dem Lautsprecher in den Kopfstützen der Vordersitze sitzen.
Seit Jahren findet sich bei Audi eine ausgeprägte Lichtkultur, wohl vor allem wegen der Vorliebe der Kund*innen im asiatischen Raum. In der neuen A6-Generation betont bei Dunkelheit ein vielfarbig wechselndes Konturlicht, bestehend aus 84 LEDs, in Schalttafel und Türen die Breite des Innenraums. Das indirekte Licht lässt das Panoramadisplays optisch schweben. An der Front hat der A6 serienmäßig ein digitales LED-Tagfahrlicht, das aus 48 LED-Segmenten pro Scheinwerfer besteht. An der Rückseite unterstreicht ein durchgehendes schmales Leuchtenband unter den Rückleuchten die Breite des Fahrzeugs, noch betont vom darunter sitzenden Bremslicht. Eindrucksvoll chargiert beim Blinken die Farbe des langen Leuchtbandes von der Wagenmitte aus stufenlos von rot zu gelb.
Außerdem bietet Audi sieben verschiedene Lichtsignaturen in Front und Heck an, bei denen einzelne Segmente individualisierbar auf- und abgedimmt werden. Gegen Aufpreis gibt es digitale OLED-Heckleuchten mit je 198 Segmenten, die mehrfach in der Sekunde ein neues Muster generieren. Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, warnen acht rote Dreiecke über das gesamte Fahrzeugheck die nachfolgenden Fahrzeuge bei kritischen Verkehrs- oder Unfallsituationen. Das „dynamische Interaktionslicht“ bietet an Front und Heck neben einer Welcome-Funktion auch eine Lichtinszenierung beim Ver- und Entriegeln des Fahrzeugs.
Beim Fahrtest, zu dem Audi eingeladen hat, präsentierte sich der neue A6 Avant mit extrem guter Straßenlage und hohem Fahrkomfort. So wie man es von einem Wagen der Premiumklasse erwarten darf. Die Lenkung reagiert jetzt noch direkter und feinfühliger. Audi hat dazu das komplette Element vom Lenkrad zu den Rädern steifer ausgelegt sowie den Radsturz an der Vorderachse vergrößert. Angeboten werden neben dem Standardfahrwerk ein Sportfahrwerk und ein adaptives Luftfederfahrwerk. Vor allem die optionale Luftfederung schluckt eindrucksvoll auch tiefe Schlaglöcher auf schlechten Feldwegen ansatzlos und kaum spürbar. Je nach Straßenzustand kann der A6 Avant mit der Luftfederung bis zu drei Zentimeter gesenkt werden, um die Aerodynamik zu verbessern, oder in rauem Gelände um zwei Zentimeter angehoben werden.
Ein gutes Sicherheitsfeature, und nur anfänglich ein wenig irritierend ist der automatische Gurtstraffer beim Losfahren. Bemerkenswert ist während der Fahrt die Ruhe im Fahrgastraum. Audi betont, dass durch zusätzliche Maßnahmen wie stärker abgedichtete Fenster, optimierte Türdichtungen und Geräuschabsorber in den Reifen der Lärmpegel des auch schon bislang gut gedämmten A6-Innenraums um weitere 30 Prozent gesenkt wurde.
Zum Marktstart ist der neue A6 Avant mit zwei Benziner und einem Diesel erhältlich. Von Audi ist intern zu hören, dass es noch in diesem Jahr eine Plug-in-Version geben soll. In Kürze wird das Unternehmen auch die neue A6 Limousine mit Stufenheck präsentieren.
Beim Avant besteht die Basismotorisierung aus einem im Alltag durchaus ausreichenden 150 kW (204 PS) starken Zwei-Liter-Turbo-Vierzylinder mit Frontantrieb, das von einer Siebengang S tronic-Automatik geschaltet wird. Angegeben wird ein Verbrauch von 5,7 Liter auf 100 Kilometer. Beim Fahrtest empfahl sich für das rund 1900 Kilo schwere Fahrzeug in kurvigem und bergigem Gelände allerdings der zugkräftigere Dynamic-Fahrmodus, um beim Gangwechsel das spürbare Beschleunigungsloch zu vermeiden.
Die Basismotorisierung kann nicht mit der Mild-Hybrid-Technologie und 48 Volt-Bordnetz nachgerüstet werden, welches serienmäßig sowohl der Drei-Liter-Sechszylinder mit 270 kW (367 PS) als auch der 150 kW (204 PS) leistende Diesel-Vierzylinder haben. Zudem gibt es weder den Allradantrieb, bei dem die elektronisch geregelte Lamellenkupplung das Antriebsmoment je nach Bedarf zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt, noch die optionale Allrad-Lenkung für den kleinen Benziner. Bei der Allrad-Lenkung werden bei langsamer Fahrt bis Tempo 60 die hinteren Räder um fünf Grad gegenläufig zur Vorderachse eingeschlagen, was den Wagen agiler macht. Auch der Wendekreis wird dadurch um rund ein Meter auf 11,3 Meter verkleinert.
Der Diesel beeindruckte beim Fahrtest mit seiner kultivierten Laufruhe, selbst beim schärferen Beschleunigen auf der Autobahn war das typische nagelnde Geräusch kaum zu hören. Den 2.0 TDI gibt es als Frontantrieb- oder mit Allrad-Antrieb quattro ultra. Beeindruckend kraftvoll auf allen Straßenverhältnissen erwies sich der 3.0 TFSI, dessen drei Liter V6-Turbomotor 270 kW (367 PS) leistet. Der Motor bringt starke 550 Newtonmeter auf die Straße, erreicht wird das durch technische Neuerungen wie ein veränderter Einspritzablauf im Miller-Zyklus und einem neu konzipierten Abgasturbolader. Der Kraftstoffverbrauch wird mit 7,8 Liter/100 Km angegeben. Das Drei-Liter-Aggregat ist immer mit Allradantrieb kombiniert.
Beim großen Verbrenner und dem Diesel ermöglicht das Mildhybridsystem MHEV plus ein vollelektrisches Fahren bei langsamer Fahrt durch die Stadt, beim Einparken, Losfahren oder Rangieren. Das System besteht aus einer 48-Volt-Batterie, dem für den Motorstart zuständigen Riemenstartergenerator sowie dem Triebstranggenerator. Dieser übernimmt die elektrischen Fahranteile und speist beim Verzögern Energie in die Batterie zurück. Darüber hinaus unterstützt der Triebstranggenerator gegebenenfalls den Verbrenner mit zusätzlichen 18 kW (24 PS) etwa beim Überholen. Das Zusammenspiel beider Elemente, so zeigte sich beim Fahrtest, erfolgt so beeindruckend geräuschlos, dass nur das elektronische Messgerät des Audi-Technikers zeigte, wann das Mildhybrid-System allein oder parallel zum Verbrenner arbeitet oder abgeschaltet ist. Im städtischen Raum, so das durchaus überraschende Ergebnis, wurden fast 40 Prozent der Strecke elektrisch zurückgelegt.
Der neue Audi A6 Avant erhält serienmäßig zahlreiche moderne Fahrerassistenzsysteme, etwa das Assistenzpaket „Fahren und Parken“. Dieses beinhaltet den Adaptiven Geschwindigkeitsassistenten, den verkehrszeichenbasierten Geschwindigkeitsbegrenzer, die Verkehrszeichenerkennung, die Rückfahrkamera und den Parkassistent plus. Zu den weiteren Serienbestandteilen zählen die Einparkhilfe plus mit Distanzanzeige, die Spurverlassenswarnung, der Querverkehrs-, Ausweich- und Abbiegeassistent vorn sowie der Notbremsassistent.
Ein Highlight ist der Adaptive Fahrassistent plus, der beim Beschleunigen, Halten von Geschwindigkeiten und Abstand sowie bei der Spurführung unterstützt. Wird wie beim Fahrtest ausprobiert, vor einem Spurwechsel nicht geblinkt, warnt das System mit einem deutlich spürbaren Lenkwiderstand vor einem unbeabsichtigten Spurwechsel. Die Verkehrszeichenerkennung reagiert bei Geschwindigkeitsüberschreitungen mit einem akustischen Warnsignal – welches aber, anders als bei Modellen von Mitbewerbern, nicht bevormundend permanent läutet, sondern nach zwei Klingeltonsequenzen stoppt.
Der neue Audi A6 Avant ist ab sofort bestellbar. Mit der Einstiegsmotorisierung kostet er als A6 Avant TFSI 150 kW ab 58.000 Euro. Der 2.0 TDI mit der MHEV plus-Technologie kostet ab 61.700 Euro, der 3.0 TFSI quattro beginnt bei 72.500 Euro. Ausgeliefert werden soll der Wagen ab Ende Mai 2025. Die Preise für den vollelektrischen A6 Avant e-tron mit 270 kW (368 PS) und 685 km Reichweite beginnen übrigens ab 64.450 Euro.
2025-04-08T22:01:51Z